Riga, 03.06. – der Tag der Gourmet-Garagen und Gurken mit Persönlichkeit
Gestern war in Riga irgendwie… na ja, nicht viel los. Keine Revolution, keine neue Nationalflagge, nicht mal ’ne neue Sorte Kvas. Aber! Die Food-Hallen am Markt hatten wieder offen – und das ist ja auch schon was.
Da fragt man sich: Was macht man mit fünf alten Luftschiff-Garagen, in denen früher wahrscheinlich Zeppeline übernachtet haben? Richtig! Man haut da einfach ein paar Buden rein und ruft ganz laut: „Grösster Markt Europas! Bitte näher kommen, probieren, kaufen!“
Jede Halle hat ihren eigenen Fetisch: Fisch, Gemüse, Milchzeugs, Fleisch – und eine ganze Halle nur für Gastro. Streetfood aus aller Herren Länder, und Lettland mittendrin mit Gurken, Fisch, Gurken, Beeren, Fleisch und… na klar, noch mehr Gurken.
Der lettische Dillanteil im Essen liegt übrigens irgendwo zwischen „Hauch von Wald“ und „so viel, dass selbst ein Kaninchen den Kopf schüttelt“. Dazu Pelmeni, die aussehen wie Ravioli mit Minderwertigkeitskomplex.

Ich hab mich auch durch diverse lettische „Buletten“ gebissen – Fisch, Hühnchen, Rind, Schwein. Und dann war da noch die Leber-Bulette. Kein Scherz. Ein flachgeklopfter Leberknödel, der nicht weiss, ob er Frikadelle oder Organspende sein will. Hat aber geschmeckt. Muss ja nicht immer Filet sein. Manchmal darf’s auch Charakter haben.

04.06. – der Tag der Burgen, Bäume und Buden mit Blick
Heute ging’s dann weiter. Über Land. Also, so richtig. Kein Grossstadt-Mief mehr, sondern Sigulda – Schlossbesichtigung deluxe. Rein, raus, schönes Ding, weiter geht’s.




Ab in den Gauja-Nationalpark zum Campingplatz „Apalkalns“. Klingt wie eine Rachenkrankheit, ist aber ein Idyll am See, das einem Werbespot für „Entschleunigung“ entsprungen sein könnte.
Terassenförmig (damit der Blick auch aus dem Zelt aufs Wasser schweifen kann, nicht aufs Nachbars Bauchfell), kleine Häuschen, Wigwams (ja, wirklich – aus Holz gezimmert!), Zeltplätze, Wohnmobil-Stellplätze – und manche davon sogar mit eigener Holzterrasse, Sitzbank und Grill. Holz dafür liegt auf einem Haufen bereit, man darf sich wie ein Biber im Baumarkt bedienen.



Waschhaus, Küche, Entsorgung – alles in Schuss, nichts klappert, nix riecht komisch. Und obendrauf? Eine Pizzeria. Wahrscheinlich Tiefkühlpizza, aber hey – die schmeisst einem keiner an den Kopf. Und dazu gibt’s Bier, das gleich um die Ecke gebraut wird. Lokal, lecker, läuft.
Und jetzt halt dich fest: Alles zu Preisen, bei denen der Sparfuchs die Tränen in die Augen kriegt. Ich hab schon doppelt so viel gezahlt, um in einem windschiefen Industriegebiet zu pennen, das wie ein Lost Place mit WLAN aussah.
Fazit?
Letten können Markt. Letten können Camping. Und Letten können Gurken. Vor allem mit Dill.

Mmmhhh lecker… 😋
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