Viel mehr als gestern hab ich heute auch nicht gerissen – aber Ruhetage sind ja nicht zum Produktiv sein da, oder? Am Morgen hab ich den Campingplatz verlassen. Der war gestern zwar nicht gerade überlaufen, aber immerhin haben sich ein paar andere Camperseelen dorthin verirrt. Richtig voll? Nö. Da hätten locker nochmal doppelt so viele Fahrzeuge Platz gefunden – und es wär immer noch nicht so eng gewesen wie auf einem typischen deutschen Womo-Stellplatz, wo man beim Öffnen der Tür gleich die Kaffeetasse vom Nachbarn trifft.

Kulinarischer Tiefschlag gefällig? Bitteschön.
Gestern wollte ich eigentlich dem Restaurant gleich neben dem Campingplatz eine Chance geben. Sah einladend aus – aber zum Glück hab ich vorher mal bei den Google-Rezensionen reingelinst. Normalerweise bin ich da etwas skeptisch – aber wenn Einheimische schreiben, dass das Essen okay ist, aber der Chef seine Kellnerin lieber anpflaumt als Gäste willkommen zu heissen, dann schrillen bei mir die Alarmglocken.
Und genau so war’s. Eine einzige, leicht überforderte Servierkraft rannte wie eine aufgescheuchte Mücke durch den Laden, während der Chef sich lieber als Küchen-Kaiser aufführte und ihr permanent die Hammelbeine langzog. Stimmung im Service? Somewhere between „Schulverweis“ und „innerlich gekündigt“. Bestellen? Ging nicht. Nicht mal ’nen Gruss aus der Küche oder ’ne Gabel auf dem Tisch – nur Funkstille und viel genervter Blickkontakt.
Ich hab dann schnell mal still und hungrig den Rückzug angetreten. Gab’s halt kein Schaschlik mit Pommes aus dem „Melnsils krogs“, sondern Feierabendbier und kalte Platte im Camper. Sonnenuntergang als Nachtisch – war schöner als jedes Dessert aus der Mikrowelle.
Und dann kam der Brillen-GAU.
Heute Morgen, ich war grad beim Zusammenpacken, macht’s plopp – und ein Brillenglas verabschiedet sich elegant aus dem Gestell. Die „Schraube“ (Anführungszeichen verdient) hatte sich offenbar gedacht: „Heute ist mein freier Tag.“ Immerhin: das Schräubchen hing noch kläglich am Rahmen, und mit dem losen Glas als Monokel konnte ich sogar erkennen, wo der Haken liegt. Reparieren? Tja, das Bordwerkzeug wäre bei einem Radwechsel top gewesen, aber bei filigranem Optikerzeug eher so „Holzhammer trifft Feinmechanik“.
Also dachte ich: Kein Problem, fahr ich halt zum Optiker. Denkste! Lettland mag digital sein, aber Sonntags ist auch hier Sendepause im Einzelhandel. Die Geschäfte dunkel, die Strassen leer – man hätte meinen können, es sei Zombieapokalypse oder National-Schlaf-Tag.
Also kein Brillen-Fix heute. Stattdessen hab ich mir einen Parkplatz in einem Vogelschutzgebiet gesucht – schön ruhig, schön grün, schön viele Mücken. Jetzt sitz ich hier, hör den Vögeln beim Zwitschern zu, während ich parallel den Luftkampf gegen die Stechmücken führe. Wochenende halt – mal anders.



