Also, ab Travemünde tuckern wir nicht etwa mit einem Kreuzfahrtschiff Deluxe los, sondern mit der Stena Horizon – einem echten Arbeitstier der Meere! Ein Ro/Pax-Frachter, bei dem der Name schon nach Diesel und Kantinenkaffee klingt. Das Einchecken geht ruckzuck – kein Wunder, es stehen gefühlt nur 30 PKWs rum und zehn verlorene Camper, von denen einer ich bin. Die Brummifahrer? Schon längst an Bord, wahrscheinlich hocken sie schon bei der zweiten Portion Gulasch und dem siebten Bier.
Sobald man das Innere des Schiffes betritt, merkt man: Das Ding ist nicht für Schicki-Micki, sondern für Schwerlast gemacht. Kabinen? Gibt’s. Aber eher so in der Kategorie „praktisch, aber hübsch-hässlich“. Duty-Free-Shop? Naja, wenn du blinzelst, läufst du dran vorbei. Die Kinderspielecke ist mehr so ein trauriges Bällebad-Äquivalent mit zwei Holzklötzen und einem resignierten Teddybär.
Und dann die „Kantine“! Ja, in Anführungszeichen. Die Atmosphäre irgendwo zwischen LKW-Raststätte und Ostblock-Charme der 80er. Beilagen darf man sich selbst schöpfen – Kartoffeln, Reis, Buchweizen, irgendwas Grünes. Da man sich bei den Beilagen selber bedienen kann, stimmt die Portionsgrösse. Aaaber dann kommt Olga! Olga steht an der Fleischtheke wie eine Legende und knallt dir ein Stück Fleisch auf den Teller, dass der Löffel vibriert. Truckerportion Deluxe! Die Frau meint es ernst – und mein Magen ächzt.
Kurz gesagt: Kein Luxus, aber ehrlich. Und ich mittendrin – mit meinem Wohnklo auf hoher See!
Widerporscht‘s Reisen 